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Zusammenfassung:Ein Mann geht im Corona-Impfzentrum zur Impfung mit dem Biontech-Impfstoff. In Nordrhein-Westfalen g
Ein Mann geht im Corona-Impfzentrum zur Impfung mit dem Biontech-Impfstoff. In Nordrhein-Westfalen geht die nächste Impfgruppe an den Start. Jetzt haben auch die 79-Jährigen Gelegenheit, sich eine Corona-Schutzimpfung verabreichen zu lassen. (Zu dpa/lnw: „Ärmel hoch für erste Impfungen des Jahrgangs 1941)
picture alliance/dpa | Oliver Berg
Die Bundesregierung hat am Montag neue Impfstoff-Lieferpläne für April an die Länder verschickt. Im Vergleich zu Plänen von vor vier Tagen sollen nun plötzlich mehr als 373.000 Dosen nicht geliefert werden.
Vor allem die Mengen von AstraZeneca und Moderna fallen offenbar deutlich geringer aus als noch vor kurzem angekündigt.
Offenbar versuchen die Länder nun im Hintergrund, AstraZeneca-Dosen an die Hausärzte abzuschieben. Das droht Folgen für die Impfkampagne zu haben.
Mehr Artikel auf Business Insider findet ihr hier.
Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat seine bundesweiten Impfstoff-Lieferpläne für Impfzentren und Arztpraxen innerhalb von nur vier Tagen erneut verändert – und dabei die bis Ende April erwartete Menge an Impfstoff kräftig nach unten korrigiert.
Laut eines Vergleichs der Lieferpläne vom 8. und 12. April fallen bundesweit innerhalb der nächsten knapp zwei Wochen 373.290 Dosen aus.
Der neue Lieferplan vom 12. April. Verglichen mit dem Plan vom 8. April zeigt sich: Es fallen im April offenbar rund 373.000 erwartete Impfstoffdosen aus
BMG/Business Insider
Vor allem zwei Hersteller haben ihre Mengen deutlich reduziert: Rund 134.000 fallen bei Moderna aus, mehr als 240.000 von AstraZeneca (der aktuelle Lieferplan hier als Download). Biontech liefert dagegen geringfügig mehr.
Verglichen mit noch früheren Lieferplänen vom 6. April ist der Schwund sogar deutlich größer. Danach hatte das Bundesgesundheitsministerium für die 15, 16. und 17. Kalenderwoche im April allein bei AstraZeneca mit 3,36 Millionen Dosen für Impfzentren und Praxen gerechnet. Nun werden es im gleichen Zeitraum rund 420.000 sein – also mehrt als 2,9 Millionen Dosen weniger.
Die öffentliche Lieferprognose des Bundesgesundheitsministerium mit Stand 6. April
BMG / Business Insider
Doch allein die Änderung jetzt innerhalb von nur vier Tagen sorgt bei Verantwortlichen in Impfzentren und Praxen für Ernüchterung. Denn am Dienstag wurden zudem ein Lieferstopp von Johnson & Johnson bekannt, weil Nebenwirkungen aufgetaucht sind. Daher fallen ohnehin schon fast 233.000 Dosen kurzfristig aus.
Wie bei den anderen Firmen in so kurzer Zeit so viel Impfstoff plötzlich offenbar ausfällt, ist bislang aber unklar. Vor allem AstraZeneca gilt jedoch als unzuverlässiger Lieferant, dessen Angaben sich sehr kurzfristig ändern können.
Bereits vorige Woche auf die Unzuverlässigkeit der Lieferpläne vor allem bei AstraZeneca angesprochen, sagte eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums Business Insider, dass es keine Änderungen in den Lieferplänen bei AstraZeneca gebe. Da die Impfzentren ab Mitte April nur noch Zweitimpfungen mit AstraZeneca durchführen, würden die Liefermengen dem Bedarf entsprechen, der für Zweitimpfungen mit AstraZeneca nötig sei, so die Sprecherin weiter. Der Rest gehe an die Praxen. Dort seien die ursprünglich erwarteten Mengen zur besseren Planungssicherheit nur um eine Woche nach hinten verschoben worden.
Doch der neue Lieferplan jetzt zeigt: Das stimmt nicht. Denn es fallen im April nicht nur Hunderttausende Dosen aus. Der plötzliche Schwund betrifft zu zwei Dritteln Praxen – also die, die gerade erst in den letzten Tagen für einen Impfturbo in Land mit gesorgt haben.
Wollen Länder bloß umstrittene AstraZeneca-Dosen loswerden?
Nach Recherchen von Business Insider sorgen die neuen Lieferpläne hinter den Kulissen für Zündstoff zwischen Ländern, Kassenärzten und dem Bundesgesundheitsministerium.
Denn obwohl die Liefermengen der verschiedenen Hersteller für Mai offenbar noch immer völlig unklar sind, will das Spahn-Ministerium den Ländern vorerst weiterhin wöchentlich 2,25 Millionen Dosen für die Impfzentren liefern. Der überwiegende Teil soll von Biontech kommen, der Rest von anderen Herstellern.
Sollte sich die Gesamtmenge von Biontech im Mai aber nicht gravierend erhöhen, werden die Praxen vor allem mit AstraZeneca beliefert. Aus Sicht der Kassenärzte wäre das ein Problem: Denn in den Praxen sind die allermeisten Patienten älter als 60, haben also vielfach schon eine Erst- oder auch Zweitimpfung erhalten.
Zwar können Hausärzte gemäß der Empfehlung der Ständigen Impfkommission das Mittel von AstraZeneca auch an unter 60-Jährige geben – aber nur in Ausnahmefällen. Und dann ist nicht klar, wer im Fall der Fälle haftet. Wegen der möglichen Haftungsrisiken hatte selbst das Bundesverteidigungsministerium jüngeren Bundeswehrsoldaten im Ausland verboten, trotz entsprechender Möglichkeiten sich nicht mit AstraZeneca zu impfen. Wenn also selbst die Bundesregierung Haftungsrisiken nicht eingehen will, warum sollten das dann Ärzte tun, so die Kritik.
Die Länder wollen demnach lieber Biontech und Moderna, schieben das unbeliebte AstraZeneca scheinbar an die Hausärzten ab. Doch weil deren Patienten meist älter als 60 sind und oft schon geimpft sind, sie das Mittel jüngeren Menschen aufgrund unklarer rechtlicher Folgen aber nicht impfen wollen, droht die Impfkampagne in Deutschland erneut ins Stottern zu kommen. Ärzte-Vertreter drängen daher schon länger auf eine offizielle Freigabe von AstraZeneca für alle Impfwilligen auf eigenes Risiko.
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